Ein Leitkegel auf regennasser Fahrbahn.
Fahrsicherheitstrainings: Gefahren erkennen und Unfälle vermeiden

In diesem Artikel erwartet Sie:

  • Ein Fahrsicherheitstraining verbessert das Verhalten in Gefahren­situationen.
  • Pkw-Sicherheitstrainings haben unterschiedliche Schwerpunkte, zum Beispiel Fahranfänger oder Senioren sowie Pkw oder Motorrad.
  • Es gibt verschiedene Anbieter in ganz Deutschland. 
  • Besonders Fahranfänger profitieren von den Übungen, mit denen Unfälle verhindert werden können.

Fahrsicherheitstrainings: Gefahren erkennen und Unfälle vermeiden

Gefahren im Straßen­verkehr anti­zi­pieren, vermeiden und, wenn’s drauf an­kommt, richtig reagieren – das sind die Ziele von Fahr­sicher­heits­trainings. Lesen Sie hier, welche Auf­gaben Sie dabei er­warten und warum ein Fahr­sicher­heits­training für Pkw oder Motorrad so sinn­voll ist.

Bei einem Wolken­bruch droht Ihr Auto, ins Schleudern zu geraten. Auf dem Weg zur Arbeit läuft plötzlich ein Kind auf die Straße. Aus heiterem Himmel verliert der Lkw vor Ihnen einen Teil seiner Ladung. Wer den Führer­schein schon eine Weile in der Tasche hat, kennt diese Schreck­sekunden. Und genau darauf kommt es in so einer Situation an: auf Sekunden.

Wie Sie am Steuer blitz­schnell richtig reagieren, steht im Fokus jedes Pkw-Sicher­heits­trainings (SHT). Dadurch lassen sich viele Unfälle, Verletzungen und auch Tote im Straßen­verkehr vermeiden. Auf Deutschlands Straßen kracht es nicht selten: Im Jahr 2021 nahm die Polizei 2,3 Millionen Unfälle auf. Rund 2,1 Millionen Mal blieb es bei Sach­schäden, verletzt wurden 321.000 Personen, 2.569 Menschen starben.

Die fünf häufigsten Fehler im Straßenverkehr

Im Jahr 2020 zählte die Polizei 264.499 Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Bei den Unfallursachen spielte menschliches Fehlverhalten eine zentrale Rolle. In 88,5 Prozent ging der Unfall auf das Konto der Fahrzeugführenden. Das waren die häufigsten Fehler :

  • Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren (20,0 %)
  • Missachtung der Vorfahrt bzw. des Vorranges (18,0 %)
  • Abstandsfehler (14,7 %) 
  • nicht angepasste Geschwindigkeit (10,9 %)
  • Alkoholeinfluss (3,2 %)

Quelle: Statistisches Bundesamt: www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Verkehrsunfaelle/Tabellen/fehlverhalten-fahrzeugfuehrer.html

Gefahren im Straßenverkehr zu bewältigen, kann man üben

„Unser Leitsatz lautet: Gefahren erkennen, Gefahren vermeiden, Gefahren bewältigen“, sagt Maria Brendel-Sperling von der Verkehrs­wacht Essen. Sie ist seit fast 30 Jahren Trainerin für Pkw-Fahr­sicherheits­trainings. Sie weiß aus Erfahrung: „Ein Fahr­sicherheits­training hält für jeden Auto­fahrenden neue Erkenntnisse bereit – und kann im Ernst­fall Leben retten.“ Zum Beispiel können Wild­unfälle für alle Beteiligten sehr gefährlich und teuer enden. Wie Sie sich am besten in so einer Situation verhalten, erfahren Sie in unserem Ratgeber-Beitrag über Wildunfälle.

 

Für wen lohnt sich ein Fahr­sicherheits­training?

„Für jeden!“, sagt Maria Brendel-Sperling ohne nachzudenken. „Es macht einen Riesen­unterschied, ob man – im wahrsten Sinne des Wortes – selber erfährt, was alles passieren kann.“ Dabei beobachte sie jedes Mal, wie gut es den Teil­nehmenden tue, sich – und ganz besonders ihr Auto – auszuprobieren.

„Bei einer Gefahren­bremsung ist es beispielsweise wichtig, einen bestimmten Ablauf einzuhalten und die Rückmeldungen seines Autos zu kennen. Wenn bei einer Voll­bremsung das Rattern des ABS nicht zu hören ist, hat man nicht stark genug auf die Bremse getreten. Im Pkw-Sicherheits­training wird das Zusammenspiel mit dem Auto ganz schnell deutlich besser“, führt die Trainerin aus.

Trotz ABS und aller anderen Fahr­assistenz­systeme habe die Physik jedoch ihre Grenzen, betont Maria Brendel-Sperling. „Es empfiehlt sich daher immer, erst gar nicht in solche Situationen zu kommen. Das SHT soll dafür sorgen, dass man niemals an diese Grenzen stößt.“

 

Schwerpunkte setzen: Fahr­sicherheits-Kurse für bestimmte Ziel­gruppen

Besonders zielführend sind Fahr­sicherheits­trainings, die eine spezielle Gruppe von Auto­fahrenden in den Fokus nehmen. Zum Beispiel:

  • Fahr­anfängerinnen und Fahr­anfänger: Wer wenig Erfahrung hinterm Steuer hat, kann Gefahren schlechter antizipieren und reagiert im entscheidenden Moment eventuell nicht souverän. Beim Pkw-Sicherheitstraining können sich Führerschein­neulinge ausprobieren und den Ernstfall in einer sicheren Umgebung üben. Besonders für Fahr­anfängerinnen und Fahr­anfänger ist die Kfz-Versicherung allerdings teuer. Wie Anfänger dabei Kosten sparen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber-Artikel.
  • Seniorinnen und Senioren: Die Teil­nehmenden können klären, ob ihre Reaktions­zeit oder ihre motorischen Fähigkeiten noch ausreichen – Stichworte Schulterblick oder Kraft auf das Bremspedal bringen.
  • Außendienst­mitarbeitende: Sie legen zwar jährlich unzählige Kilo­meter zurück, sind aber trotzdem besonderen Gefahren ausgesetzt. So erledigen viele während der Fahrt Arbeit und checken vielleicht im falschen Moment, wer ihnen eine Mail geschrieben hat. Ablenkung während der Fahrt sowie Zeitdruck und Stress werden thematisiert.

Viele Veranstalter bieten auch witterungsspezifische Trainings an, zum Beispiel Fahren im Winter, oder üben wirtschaftliches und umweltfreundliches Fahren (Eco Safety Trainings).

Unser Tipp: Auf der Website des Deutschen Verkehrs­sicherheits­rats (DVR) finden Sie vom DVR geprüfte Anbieter und Trainingsplätze in Ihrer Nähe. Über das Buchungstool der Deutschen Verkehrswacht (sicherheitstraining24.de) findet man sämtliche Trainings­plätze der Verkehrs­wachten in Deutschland. Achten Sie bei der Auswahl eines SHT-Kurses auf jeden Fall auf das DVR-Siegel!

Warum Fahranfänger Übung gut gebrauchen können

Das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr haben Fahranfänger und Fahranfängerinnen zwischen 18 und 24 Jahren. Die Unfallstatistik des Statistischen Bundesamts bestätigt das jedes Jahr aufs Neue. Vor allem die 18- bis 20-Jährigen sind unter den Hauptschuldigen am Zustandekommen eines Unfalls stark vertreten. Zu knapp 70 Prozent gehen Verkehrsunfälle, an denen sie beteiligt sind, auf ihr Konto. Ein Pkw-Sicherheitstraining ist daher sinnvoll für junge Fahrer und Fahrerinnen. Aber: Die Probezeit lässt sich dadurch nicht verkürzen.

Auch Routine im Straßen­verkehr kann gefährlich sein

Sie fahren schon viele Jahre Auto und kennen den Weg zur Arbeit, zur Schule Ihrer Kinder und zum Supermarkt in- und auswendig? Ihnen ist jede versteckte Ausfahrt, jede scharfe Kurve und jedes Schlag­loch auf der Strecke vertraut? Dann sei Ihnen gesagt: Diese Routine hat ihre Schatten­seiten. Es kann passieren, dass Sie der Fahrt nicht die Aufmerksamkeit schenken, die Sie brauchen, wenn plötzlich ein Fahrrad­fahrer vor Ihrem Auto auftaucht und Sie eine Vollbremsung hinlegen müssen. Bei einem Pkw-Sicherheits­training schärfen Sie noch einmal Ihre Sinne für solche Risiken.

 

Ein Fahr­sicherheits­training lohnt sich immer wieder

Es bringt schon eine Menge, wenn Sie einmal ein Fahr­sicherheits­training absolvieren. Es spricht aber nichts dagegen, Ihre Fähigkeiten am Steuer immer wieder auf die Probe zu stellen. Das sind die Vorteile regelmäßiger Pkw-Sicherheits­trainings:

  • Im Laufe des Lebens verändern sich Fähigkeiten wie Sehen und Hören, und auch die Reaktions­geschwindigkeit kann nachlassen. Ein Fahrsicherheits­training zeigt Ihnen, wo Sie stehen.
  • Jedes Auto fährt sich anders. Wenn Sie sich ein neues Fahrzeug zugelegt haben, lernen Sie beim Fahrsicherheits­training, wie es sich in Extrem­situationen verhält und wo dessen physikalische Grenzen liegen.
  • Up to date bleiben: Seit Ihrer Führerschein­prüfung hat sich die Straßen­verkehrs­ordnung vielleicht verändert. Ein Fahrsicherheits­training bringt Sie auf den neuesten Stand.

So ist ein Sicherheitstraining für Motorräder aufgebaut

Auf nur zwei Rädern und mit vielen PS unterwegs zu sein, erfordert spezielle Fahrkenntnisse. Daran können auch Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer gezielt arbeiten. Folgendes Know-how vermittelt das Sicherheitstraining (SHT) Motorrad:

Handling des Motorrads bei extrem langsamer Fahrt
Bei Schneckentempo die Balance zu halten und sicher zu steuern, ist ganz schön knifflig – und wird deshalb im Motorrad-SHT geübt.

Balance und Koordination
In ungewohnten Positionen, zum Beispiel auf dem Tank sitzend, üben die Teilnehmenden Koordination und Balance auf dem Motorrad. Das fördert die Fahrstabilität.

Bremsen, lenken und ausweichen
In speziellen Fahrübungen auf unterschiedlichen Untergründen erproben die Teilnehmenden, wie lang der Bremsweg ist, wie das Motorrad reagiert und wie es gelenkt werden sollte. Auch Ausweichmanöver sind ein Thema sowie die Kombination von Ausweichen und Bremsen.

Voll in die Eisen steigen
Zu einem Sicherheitstraining für Motorräder gehört auch das Üben von Vollbremsungen bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Slalom-Parcours
Um eine sichere Fahrtechnik in der Kurve zu üben, steht für Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen auch Slalomfahren auf dem Programm. Bei Kreisfahrten konzentrieren sie sich auf die richtige Kopfhaltung.

SHT im Straßenverkehr
Sie können auch im Realverkehr Ihre Fahrkenntnisse auf dem Motorrad erweitern. Es gibt Spezialkurse, deren Praxisteil im Straßenverkehr stattfindet. Oft werden Fahrerinnen und Fahrer dabei gefilmt und die Aufnahmen anschließend gemeinsam analysiert. Achtung: Diese Kurse können 16 Zeitstunden umfassen.

Kosten für ein Fahr­sicherheits­training: gar nicht so teuer

Der Preis für ein Fahr­sicherheits­training hängt von Dauer und Umfang des Kurses ab. In der Regel zahlen Teilnehmende zwischen 75 und etwa 250 Euro.

Achten Sie bei der Buchung auf die Versicherungsbedingungen: In der SHT-Gebühr ist in der Regel eine Teilnehmerunfallversicherung enthalten. Manche Veranstalter bieten auch den Abschluss einer zusätzlichen Kaskoversicherung an.

Unser Tipp: Erkundigen Sie sich nach Zuschüssen. Es gibt zum Beispiel viele Berufs­genossenschaften und Unfall­kassen, die Fahr­sicherheits­trainings teilweise oder sogar komplett bezahlen. 

Mit Fahrsicherheitstrainings bei der Kfz-Versicherung sparen

Wer ein Fahrzeug in Deutschland zulässt, weiß: Je höher die Schadensfreiheitsklasse (SF-Klasse), desto günstiger der Beitrag zur Kfz-Versicherung. So funktioniert das System: Nach jedem Jahr, dass Sie unfallfrei gefahren sind, werden Sie eine SF-Klasse höhergestuft – und erhalten mehr Rabatt. Um dieses Etappenziel alle zwölf Monate zu erreichen, ist ein Pkw-Fahrsicherheitstraining eine gute Idee. Zum Beispiel für den richtigen Bremsweg zu sorgen, kann den einen oder anderen Blechschaden vermeiden.

Jetzt zu einer günstigen Autoversicherung wechseln und sparen!

Stand: 18.03.2022. Alle Angaben ohne Gewähr.