Wer nur den Anschaffungspreis eines Autos betrachtet, übersieht die hohen regelmäßigen Unterhaltskosten: Ausgaben für Sprit, Wartung, Reparaturen, Steuer und Versicherung können den Geldbeutel erheblich belasten. Eine realistische Kalkulation aller Kosten vermeidet böse Überraschungen.
Unterhalt fürs Auto: Das kostet es, und so können Sie sparen
Die letzten 18 Monate vor dem Fachabitur hat Florian J. häufig in einem italienischen Restaurant in Schwabing gekellnert. Der große Wunsch des 20-jährigen Münchners: ein eigenes Auto, mit dem er dann im Studium an der FH in Rosenheim flexibel und mobil ist – und unabhängig von der Bahn auch spontan nach München heimfahren kann. Das Geld für den 15 Jahre alten Golf IV, von 3.900 auf 3.500 Euro runtergehandelt, hatte er rechtzeitig zusammen, angemeldet als Zweitwagen auf seine Mutter. Ich fahre vorsichtig und selten schnell, vermeide jegliche Strafzettel, dann wird das mit den Unterhaltskosten schon nicht so schlimm – so seine Kalkulation. Doch nur einen Tag nach dem Kauf des schwarzen Volkswagens schloss die Zentralverriegelung auf der Beifahrerseite nicht. Aber nicht nur das: In der Werkstatt mussten auch der Luftfilter gewechselt und vorne neue Bremsscheiben montiert werden.
Weitere 1.000 Euro waren futsch, die er durch den Kellner-Job und eine Finanzspritze der Eltern aufbringen konnte. Aber klar war ihm jetzt auch: Die laufenden Betriebskosten hatte er wohl doch etwas unterschätzt. Wie Florian geht es vielen Autofahrern, vor allem Fahranfängern. Neben Sprit, Versicherung und Steuer drücken viele „heimliche“ und unerwartete Kosten auf den Unterhalt. Wenn man diese Kostenfallen kennt, hat man die regelmäßigen Ausgaben weitestgehend im Blick – und kann sie mit vielen Tricks reduzieren.
Bereits beim Kauf des Autos mitrechnen
Die Weichen für die Unterhaltskosten werden natürlich beim Kauf gestellt. Logisch: Neuwagen sind teurer als Gebrauchte. In den ersten Jahren kommt es aber kaum zu Verschleißreparaturen. Allerdings ist der Wertverlust eines Neuwagens gerade in den ersten Jahren sehr hoch. Die Faustregel: Ein Neuwagen ist nach drei Jahren nur noch etwa die Hälfte des Kaufpreises wert. Ältere Fahrzeuge wiederum sind in der Anschaffung sehr günstig, können aber im Betrieb schnell das Portemonnaie belasten. Die goldene Mitte liegt bei einem zwei bis drei Jahre alten Auto – wenn es der Geldbeutel zulässt.
Grundsätzlich gilt: Je nobler und leistungsstärker das Auto, desto mehr kostet es pro Monat und pro gefahrenen Kilometer. Ein großes SUV verbraucht mehr Treibstoff. Für einen Luxus-Sportwagen zahlt man mehr bei Versicherung und Kfz-Steuer. Und bekanntlich kosten Bremsen, Reifen und andere Verschleißteile bei Autos der Oberklasse oft ein Vielfaches im Vergleich zu Kleinwagen. Wo mehr Technik drinsteckt, muss auch mehr gewartet werden.
Wertverlust ist beim Neuwagen zu berücksichtigen
Was viele übersehen: Bei einem Neuwagen ist der Wertverlust der größte Kostentreiber. Die Faustregel lautet: Schon nach einem Jahr ist fast ein Viertel des Neupreises dahin. Bis zur Hälfte seines Wertes kann ein Auto in vier Jahren verlieren. Das hängt auch davon ab, wie sich die Nachfrage am Automarkt entwickelt, ob der Wagen eher ein Ladenhüter ist, ob es einen Modellwechsel gibt oder ob es sich um einen Diesel oder Benziner handelt, die angesichts des Klimawandels an Attraktivität verlieren.
Daher sollten Sie auf Folgendes achten: Der Kauf eines Gebrauchtwagens lohnt sich, da nach fünf Jahren der Wert nur noch um etwa fünf Prozent pro Jahr fällt. Beim Neuwagenkauf gilt: Gefragte Modelle und beliebte Ausstattungen schützen vor übermäßigem Wertverlust. Zu viel PS in einem Kleinwagen oder ein Luxusmodell mit dem Basismotor sind schlecht gewählt. Und: Je höher das Fahrzeugsegment, desto mehr Extras sollten an Bord sein. Selbst die Farbwahl kann eine Rolle spielen. Gedeckte Farben sind gefragt, daher lassen sich gelbe oder rote Autos zumeist nur mit großem Verlust verkaufen – wenn es nicht gerade ein Ferrari ist.
Weitere Vor- und Nachteile von Gebraucht- und Neuwagen, finden Sie in unserem Ratgeber-Artikel zum Thema Gebrauchtwagenkauf.
Kfz-Versicherung: Unfallfrei fahren spart am meisten
Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist in Deutschland vorgeschrieben. Ihre Höhe hängt ab vom Fahrzeugtyp, von der Jahreslaufleistung sowie von der Anzahl und dem Alter der Fahrer. Also sollte man bereits bei der Anschaffung auf die Typklasse achten: Jedes Auto wird einer bestimmten Typklasse zugeordnet. Je höher die Typklasse, desto höher der Versicherungsbeitrag. In der Haftpflicht gibt es 16, in der Teilkasko 24 und in der Vollkasko 25 Typklassen.
Entscheidend für die Höhe der Kfz-Versicherung ist die Schadensfreiheitsklasse (SF-Klasse). Das Prinzip dahinter: Wer unfallfrei fährt, wird von seiner Versicherung dafür belohnt und im folgenden Jahr in die nächsthöhere SF-Klasse eingestuft und bekommt einen niedrigeren Beitragssatz.
Haftpflicht- oder Kaskoversicherung?
Jeder Autofahrer kann zwischen Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung wählen. Entscheidend sind vor allem die Faktoren Alter und Wert Ihres Fahrzeugs. Experten von „Finanztest“ raten: Bis zu einem Wert von 3.000 Euro reicht eine Haftpflichtversicherung. Eine Vollkasko ergibt Sinn, wenn Ihr Fahrzeug neu bzw. maximal drei bis vier Jahre alt ist. Oder wenn Sie den Kauf mit einem Kredit finanzieren, der noch nicht getilgt ist. Dann kann die Vollkasko sogar Pflicht sein. Auch bei einem sehr hochwertigen Fahrzeug oder einem wertvollen Oldtimer empfiehlt sich die Vollkasko.
Für eine Teilkasko sollten Sie sich entscheiden, wenn Ihr Auto schon älter ist, aber noch mehrere Tausend Euro wert. Die Grenze kann man nicht genau ziehen, aber als Richtwert kann dienen: ein Alter von fünf Jahren und ein Wert von mindestens 2.000 Euro.
In unserem Ratgeber-Artikel über die Kfz-Versicherung finden Sie weitere Informationen und Leistungen unserer Versicherungsangebote.
So sparen Sie bei der Kfz-Versicherung
Es gibt einige Tipps und Tricks, um bei der Kfz-Versicherung Geld zu sparen:
- Selbstbeteiligung wählen: Wer eine Kaskoversicherung hat, sollte eine Selbstbeteiligung wählen. Die Experten empfehlen eine Selbstbeteiligung bis 150 Euro in der Teilkasko und 300 Euro in der Vollkasko. Schäden bis zu dieser Summe müssen Autofahrer selbst bezahlen. Je höher die Selbstbeteiligung, desto niedriger der Beitrag.
- Weniger Kilometer fahren: Geben Sie eine möglichst geringe, aber realistische jährliche Laufleistung an. Fahren Sie 15.000 statt 20.000 Kilometer pro Jahr, können Sie bereits einiges an Geld sparen. Sollten Sie doch mehr fahren, können Sie die Laufleistung wieder erhöhen. Ein kurzer Anruf bei der Versicherung reicht im Normalfall.
- Fahreranzahl begrenzen: Lassen Sie nur einen begrenzten Fahrerkreis ans Steuer. Auch so sparen Sie. Nur: Dann dürfen Sie keine nicht angemeldete Person Ihr Auto fahren lassen!
- Garagenstellplatz und Immobilienbesitz: Einsparungen sind auch möglich, wenn Ihr Auto in einer Garage steht oder wenn Sie eine eigene Immobilie besitzen.
- Vorteil Werkstattbindung: Sehr oft kooperieren Versicherer mit Werkstätten, die ihnen günstige Konditionen gewähren. Wählen Sie daher einen Tarif mit Werkstattbindung. Im Schadensfall sucht der Versicherer eine Werkstatt in Ihrer Nähe aus.
- Gesamten Beitrag auf einmal überweisen: Sie sparen zudem, wenn Sie den gesamten Beitrag auf einmal überweisen statt in Raten.
- Begleitetes Fahren: Fahranfänger, die am Begleiteten Fahren ab 17 Jahre teilgenommen haben, profitieren oft von Vergünstigungen.
- SF-Klassen von Verwandten übernehmen: Diese Variante lohnt sich vor allem für Fahrer, die schon etliche Jahre einen Führerschein haben, aber noch nie eine eigene Autoversicherung besaßen. Wenn zum Beispiel die Großeltern gerade ein Fahrzeug abgemeldet haben oder es planen, kann die Enkelin oder der Enkel die schadenfreien Jahre der Großeltern übernehmen. Wichtig zu wissen: Bei der Übernahme eines Schadenfreiheitsrabatts verliert der alte Versicherungsnehmer, in dem Fall die Großeltern, alle seine SF-Klassen in diesem Vertrag. Die Übernahme ergibt also nur Sinn, wenn Oma oder Opa den Versicherungsvertrag nicht mehr benötigen. Und: Es können nur so viele schadenfreie Jahre übertragen werden, wie der Empfänger bereits den Führerschein besitzt!
In unserem Ratgeber-Artikel Rabatte, Extras & Co. sind weitere Tipps um bei der Kfz-Versicherung zu sparen.
Kfz-Steuer: Mehr Schadstoffe verursachen höhere Kosten
Für fast jedes Auto muss der Halter Kfz-Steuer an den Staat zahlen. Früher wurde für die Berechnung ausschließlich die Hubraumgröße herangezogen, heute neben der Hubraumgröße vor allem der Schadstoffausstoß. Daher gilt: Kommt viel CO2 aus dem Auspuff, wird es besonders teuer. Möchten Sie also ein günstiges Auto im Unterhalt, achten Sie schon beim Neuwagenkauf auf die Antriebsart und den Schadstoffausstoß.
Mehrere Kriterien sind für die Berechnung entscheidend: das Datum der Erstzulassung, die Hubraumgröße, die Art des Antriebs (Benzin-, Diesel-, Wankel-, Elektromotor oder Hybrid, Gas) und der Schadstoffausstoß. Daher gilt: Je sauberer ein Fahrzeug, desto günstiger ist die Kfz-Steuer. Bei Neufahrzeugen mit einer Erstzulassung ab 1. Januar 2021 wurden die Regelungen dahingehend angepasst, dass noch stärker als bisher der CO₂-Ausstoß berücksichtigt wird. Autos mit hohen Emissionswerten werden überproportional stark belastet.
Es geht auch ohne Kosten: Wie durch das Kraftfahrzeugsteuergesetz festgelegt, sind Elektrofahrzeuge bei Erstzulassung vom 18. Mai 2011 bis 31. Dezember 2025 für bis zu zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Die Steuerbefreiung wird längstens bis zum 31. Dezember 2030 gewährt.
Für alle Arten von Hybridelektrofahrzeugen gilt diese Steuerbefreiung übrigens nicht. Als alternativer Kraftstoff wird Erdgas (CNG) wegen Vorteilen beim CO₂-Ausstoß bis Ende 2026 steuerbegünstigt. Das hat die Bundesregierung 2020 beschlossen. Ab 1. Januar 2024 beginnt jedoch ein stufenweiser Abbau der Steuervorteile.
Praktisch: Die Höhe der Kfz-Steuer können Sie hier einfach berechnen.
Monatliche Fixkosten fürs Auto summieren sich
Neben Steuern und Versicherung sind weitere Fixkosten zu berücksichtigen, will man eine realistische Einschätzung der Unterhaltskosten vornehmen. Was viele übersehen: Ein Tiefgaragenstellplatz oder Außen-Stellplatz treibt die Unterhaltskosten nach oben. Bis zu 150 Euro für einen TG-Stellplatz sind in Großstädten längst keine Seltenheit mehr. Günstiger sind Anwohnerparkausweise, aber auch die müssen in der Kalkulation berücksichtigt werden.
Auch die Ausgaben für eine Hauptuntersuchung (HU) inklusive Abgasuntersuchung (AU) alle zwei Jahre (beim Neuwagen anfangs drei Jahre) muss man auf dem Zettel haben: Die TÜV-Gebühren variieren innerhalb Deutschlands zwischen 107 Euro und 125,50 Euro. Und wer sein Auto liebt, pflegt es: Also planen Sie die Kosten für die Autowäsche und -pflege mit ein, wie auch eine kalkulierte Summe für Parkgebühren und Strafzettel. Mit Disziplin und vorsichtigem Fahren können Sie die Anzahl der Knöllchen und Bußgelder auf ein Minimum reduzieren.
Auch wenn es keine Fixkosten sind: Bei einem Urlaub mit dem Auto fallen auch zum Beispiel durch Vignetten in Österreich oder Mautgebühren in Nachbarländern Kosten an, die man streng genommen einberechnen muss.
Die Fahrt zur Tankstelle
Über den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs macht man sich bei der Anschaffung Gedanken – vor allem in Zeiten steigender Kraftstoff- und Strompreise. Wobei dies immer eine Abwägung ist: Vergleicht man den Verbrauch an Sprit oder Energie, sind Elektroautos recht günstig, dafür in der Anschaffung deutlich teurer als Verbrenner. Nach einer Studie des ADAC im Jahr 2019 lagen die Kosten für den durchschnittlichen Stromverbrauch der zehn Elektroauto-Modelle, die im Jahr 2019 am häufigsten zugelassen wurden, bei 5,73 Euro pro 100 Kilometer. Benziner benötigten beim damaligen Spritpreis 9,71 Euro und Dieselfahrzeuge 7,34 Euro pro 100 Kilometer. Aber: Durch moderaten Fahrstil lassen sich die Stopps an der Zapf- oder Ladesäule reduzieren.
Interessanter Rückblick: 1972 kostete der Liter Benzin durchschnittlich 59 Pfennige in Deutschland, 1992 bereits 1,32 D-Mark. Im Jahr 2002 lag der durchschnittliche Benzinpreis bei 1,03 Euro und Anfang 2022 bei 1,62 Euro.
Wartung und Reparatur
Zu den Betriebs- und Fixkosten kommen Aufwendungen für Wartung, Service und Reparaturen. Kalkulierbar sind diese für die regelmäßige Inspektion und den Wechsel von Sommer- zu Winterreifen und umgekehrt (wenn man ihn in der Werkstatt machen lässt). Weniger voraussehbar sind Ausgaben für Verschleißreparaturen an Bremsen, Auspuff, Stoßdämpfern. Auch hier gilt: Je neuer das Auto, desto weniger Reparaturen fallen an. Bei älteren Fahrzeugen oder sehr viel gefahrenen Kilometern im Jahr fällt auch gern mal ein teurer Zahnriemenwechsel an. Zudem kommt man langfristig nicht um einen neuen Satz Reifen oder eine neue Batterie herum.
Selbst anpacken kann sparen: Reifen wechseln oder kleinere Reparaturen ausführen – Ratgeber oder How-to-Videos zeigen, wie man dies auch selbst erledigen kann. Nur: Bremsen, Fahrwerk, Motor oder Lenkung sollten Sie den Profis überlassen. Das Risiko für sich selbst und andere ist hier zu hoch – ebenso der mögliche Schaden am Wagen. Wichtig ist: nicht sparen auf Kosten der Sicherheit! Notwendige Reparaturen gehören sofort gemacht. Und Inspektionen, wenn sie fällig sind. Allein um den Wertverlust zu verringern und den Wiederverkaufswert zu steigern.
Reparaturkostenversicherung schützt vor bösen Überraschungen
Ärgerlich sind Reparaturen am Auto, wenn man diese gerade so gar nicht gebrauchen kann. Besonders wenn man nicht viel Erspartes hat. Teuer sind bei modernen Fahrzeugen häufig Schäden an der Elektronik und den Fahrwerkskomponenten. Hier bietet sich eine Reparaturkostenversicherung an. Bei der EUROPA sind dabei alle mechanischen, hydraulischen, pneumatischen, elektrischen und elektronischen Bauteile, die wesentlich zum Betreiben des Fahrzeugs sind, mitversichert. Im Fall eines Falles erstattet die EUROPA – je nach Tarif – 50, 75 oder 100 Prozent der versicherten Reparaturkosten (Lohn- und Materialkosten). Aber: Verschleißteile fallen nicht unter den Versicherungsschutz.
Besonders sinnvoll ist eine solche Absicherung für Fahrzeuge, bei denen die Gewährleistung bzw. Herstellergarantie bereits abgelaufen ist. Denn dann müssten Sie die Reparaturkosten vollständig selbst tragen. Auch beim privaten Autokauf bietet die Reparaturkostenversicherung Schutz vor unerwartet anfallenden Reparaturkosten an Ihrem neuen Fahrzeug. Gut zu wissen: Die Reparaturkostenversicherung der EUROPA lohnt sich auch bei Elektro- und Hybridfahrzeugen. Denn die teuren Antriebsbatterien sind abgesichert. Weitere Informationen über die Vorteile einer Reparaturversicherung, finden Sie in unserem Ratgeber-Artikel über die Kfz-Verschleißkosten.
Fazit: Wie Florian J. haben viele Autofahrer die immensen Nebenkosten nicht auf dem Radar. Doch wer sich nicht bewusst ist, was neben Steuern, Versicherung und Sprit die Unterhaltskosten in die Höhe treibt, läuft Gefahr, langfristig in eine Kostenfalle zu geraten. Eine realistische Kalkulation aller Kosten vermeidet böse Überraschungen. Am besten vor dem Autokauf.
Stand: 09.05.2022. Alle Angaben ohne Gewähr.